KI-gestütztes Coaching: Apple’s Plan vom Personal Pocket Trainer

Gesundheit wird laut eigenen Angaben Apples "größter Beitrag zur Menschheit" sein. Was können wir vom geplanten KI-Coaching-Dienst erwarten?
Apple Quartz
Quelle: Apple
Inhaltsverzeichnis

Gesundheit wird Apples „größter Beitrag zur Menschheit“ sein. So weit Tim Cooks Aussicht auf das, was die Lifestyle-Gadgets aus Cupertino noch so erwarten lassen. Und auch als klaren Hinweis, worin die Tech-Industrie einen eindeutigen Megatrend erkennt.

Künstliche Intelligenz (KI) ist aktuell in aller Munde und wird die Art und Weise, wie Menschen arbeiten, kommunizieren und leben grundlegend verändern. Apple nutzt dieses Potential für seine Health-Sparte und entwickelt Berichten zufolge ein KI-Gesundheitscoaching mit dem Arbeitstitel „Quartz“. Es soll voraussichtlich 2024 auf den Markt kommen und anhand der Daten der Apple Watch maßgeschneiderte Empfehlungen zu Ernährung, Fitness und Schlaf geben.

Big Data und Systemkomplexität

Prinzip jedes Coachings ist, über gezielte Verhaltensänderung den gewünschten Effekt zu bewirken. Dabei ist die Verlockung groß, den Weg zwischen Ursache und Wirkung zu verkürzen. Gerade bei der individuellen Gesundheit wirken so viele Reize auf den Körper, daß ein eindeutiger und isolierter Rückschluss schwierig wird. Je mehr Datenpunkte künftig zu physiologischen Funktionen wie Herzschlag, Hauttemperatur, Blutzuckerspiegel usw. über Weareables in die Analyse einfliessen, desto höher wird der Grad der erkennbaren Korrelationen.

Im gleichen Maße steigt jedoch die Intransparenz zu den Algorithmen, die diese Muster über gewichtete Wahrscheinlichkeiten identifizieren. Je kleiner das Teilsystem, desto unsicherer die Kausalität. Daher hat die Herzratenvariabilität als Indikator für die übergeordnete Aktivierung des Gesamtsystems eine herausragende Aussagekraft für gesundheitsrelevante Massnahmen.

Psycho-Tracking: Stimmung und Begegnung

Kernelement des neuen Apple-Dienstes soll ein „Mood Tracking“ sein, das über gezielte Fragen die persönliche Stimmung einfängt und über längeren Zeitraum vergleichbar macht. Auch die Einträge in die geplante Tagebuch-App soll die KI-Auswerterung füttern. Ob darüberhinaus die Auswertung von sonstigen Sprach- und Texteingaben im Hinblick auf psychische Verfassung stattfindet, ist noch offen.

Ein weiteres Datenfeld könnte die Analyse von Begegnungen sein. Ähnlich der Corona-App werden hierbei anonymisierte Kontaktpunkte getrackt und auf ihre Korrelation mit physiologischen Parametern geprüft. So könnte zum Beispiel eine wiederkehrende Veränderung der Herzratenvariabilität (HRV) beim Aufeinandertreffen mit Person X an Ort Y eine Verhaltens-Empfehlung auslösen.

Maschinelles vs. persönliches Gesundheits-Coaching

Damit eröffnet sich auch hier der grundsätzliche Konflikt, inwieweit künstliche Intelligenz eine emotionale Intelligenz in ihrer praktischen Alltagsfunktion hinreichend ersetzen kann. Für den metrischen Vergleich von „Wenn ich das tue, passiert mit mir dies und jenes“ ist die maschinelle Mustererkennung sicher ein Gewinn – weil einfacher, umfassender und verzerrungsfreier, als unsere subjektive Wahrnehmung.

Der Faktor der menschlichen Interaktion ist aber gerade im Gesundheitscoaching von entscheidender Bedeutung: das Einfühlungsvermögen für die individuelle Situation und die Intuition für menschlichen Kontext können von Algorithmen nicht geleistet werden. Manche Daten werden erst dadurch wirksam, indem sie fühlbar werden.

Verwandte Beiträge:

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner